AKV: 100 Jahre - und überhaupt nicht leise

 

 

 

 

 

 

 

JUBILÄUM. Ende August vor genau 100 Jahren wurde der AKV EUROPA – Alpenländischer Kreditorenverband, wie der AKV mit vollem Wortlaut heißt, gegründet. Eine Epoche, wo Zeit und Wege noch eine ganz andere Bedeutung hatten.                                                                                                                                                      

 

Der Verband wurde ursprünglich in Kärnten von einer Gruppe von Klagenfurter Wirtschaftstreibenden gegründet und bereits zwölf Jahre später wurde dem Verein vom Bundesministerium für Justiz die „staatliche Bevorrechtung als Gläubigerschutzverband“ im Sinne des österreichischen Insolvenzrechts erteilt. Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs und dem Inkrafttreten des „Vereinsverbots“ im deutschen Reich gelang es dem Verein durch eine kommissarische Verwaltung juristisch erhalten zu bleiben. Sofort mit Kriegsschluss begann der Verband sich durch starken Zustrom steirischer Geschäftsleute weiter zu etablieren. Und nur wenige Jahre später startete mit Prof. Dr. Othmar Koren ein Mann seine berufliche Laufbahn im AKV, der schlussendlich sechs Jahrzehnte lang die Geschicke des Verbands leiten sollte. Seit 2011 hat Mag. Hans Musser nun als geschäftsführender Direktor die Leitung des Verbands übernommen.

 

Anwalt Aktuell: Herr Mag. Musser war es schwer in die großen Fußstapfen Ihres Vorgängers zu treten?

 

Herr Mag. Musser: In der Tat, Prof. Koren hatte sich ja in diesen Jahrzehnten, wo er nicht ganz unwesentlich sowohl an Insolvenzreformen als auch an Inkassoregelungen mitgewirkt hatte, schon einen „Legendenstatus“ erarbeitet. Ich glaube aber, dass es nach dieser langen Periode ganz gut war, dass jemand mit einem ganz 

anderen Blickwinkel in den Verband kam. Ich hatte davor einige Jahre in der operativen Unternehmensberatung gearbeitet und dabei Gelegenheit einige komplizierte Restrukturierungen zu begleiten.

 

Anwalt Aktuell: Seit Ihrem Start beim AKV hat sich der Verband ja auch unglaublich verändert. Wie das und warum?

 

Herr Mag. Musser: Als ich zum AKV kam, habe ich viele hochspezialisierte und motivierte Mitarbeiter vorgefunden. Was dem Verband gefehlt hat, war ein genaues Statement, wofür der AKV steht und die dazu passende moderne Technik, um die gestellten hohen täglichen Anforderungen zu bewältigen. Bereits in der Vergangenheit hatte der Verband hervorragende Leistungen erbracht, vermochte sie allerdings nicht ausreichend nach außen zu kommunizieren. Wir haben innerhalb kurzer Zeit begonnen unsere Außenwirkung zu verstärken und unser Verband-Logo und unseren Auftritt im Internet überarbeitet. Der nächste Schritt war unsere IT auf komplett

neue Beine zu stellen: Wir haben uns entschieden im Haus eigene Programme zu entwickeln, die die Informationen spartenübergreifend im Bereich Insolvenz, Inkasso oder Bonitätsbewertung verarbeiten können und somit präzise und kostengünstig arbeiten. Es ist uns dabei gelungen diese Dynamik und unseren Servicegedanken, die bei uns im Verband entstanden sind, mit unserem tritt schrittweise auch gut nach außen zu unseren Mitgliedern und Mandanten, aber auch zu der für uns so wichtigen Anwaltschaft zu vermitteln.

 

Anwalt Aktuell: Welche Vorteile bietet der AKV im speziellen den Anwälten?

 

Herr Mag. Musser: Wir sind bestrebt, bei allen Insolvenzverhandlungen anwesend zu sein. Unser Ziel ist es die Interessen der Gläubiger zu bündeln und so als starker Verhandlungspartner für alle Gläubiger das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis, also die höchstmögliche Quote – allerdings unter Berücksichtigung der Sanierung und Erhaltung grundsätzlich überlebensfähiger Unternehmen im Insolvenzfall – zu erreichen. Wir übernehmen für Anwälte die Abstimmung bei Gericht, ersparen ihnen wertvolle Zeit und berichten ihnen regelmäßig über die Verfahrensstände, die sie übrigens auch jederzeit über ihren speziellen Zugang ONLINE beim A.V nachlesen können. Diese Services sind im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit für Anwälte kostenlos.

Mittlerweile nutzt eine hohe Zahl an Anwaltskanzleien unser „Rechtsanwaltspaket“, indem sie den AKV exklusiv beauftragen und dafür zusätzliche Services wie ONLINE-Auskünfte, die wöchentlichen A.V-Informationen mit „vertraulicher Liste“ etc. erhalten.

 

Anwalt Aktuell: Es hat sich in den letzten Jahren im AKV tatsächlich einiges getan.

 

Herr Mag. Musser: Auch wenn alle Gläubigerschutzverbände für sich den Anspruch stellen, der modernste in der Branche zu sein, wissen wir, dass wir über die Jahre bei vielen Entwicklungen die Vorreiterrolle übernommen haben: Unsere Referenten verhandeln bereits seit Jahren bei Privatinsolvenzen mit Unterstützung elektronischer Akten, die sie vor der Verhandlung aus unseren Systemen holen und das Ergebnis der Verhandlungen sofort danach wieder in unseren Systemen speichern können.

 

Der AKV bietet auf seiner Website „interaktive“ Insolvenz-Statistiken, auf denen User speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Abfragen tätigen können (siehe www.akv.at/newsroom-sb/statistiken).

 

Der AKV hat vor kurzem die Mehrheit am Unternehmen FINVUE GmbH erworben, das Anwaltskanzleien und Inkassounternehmen mit einem hochautomatisierten Serviceportal hilft digitale Kanäle für die Forderungsbetreibung mit maximaler Effizienz zu nutzen.

 

Anwalt Aktuell: Woran denkt man, wenn der Verband gerade sein 100-jähriges Bestehen feiert?

 

Herr Mag. Musser: Man denkt mit einem gewissen Stolz an die erreichten Erfolge des AKV in zahlreichen Insolvenzverfahren in der Vergangenheit… und bereitet sich bereits auf die nächsten 100 Jahre vor.

 Mag. Hans Musser

Geschäftsführender Direktor Alpenländischer Kreditorenverband