„Es muss etwas sein, das allen nützt“

 

 

 

JUBILÄUM. Im November wird die Vereinigung Österreichischer Unternehmensjurist:innen 10 Jahre alt. Ihre Vorstandsvorsitzende Eva-Maria Tos schaut zurück auf eine Dekade, in der sich das Berufsbild und die Chancen dieser Berufsgruppe erfreulich entwickelt haben.

 

Angesichts der Ergebnisse der Nationalmannschaft darf man mittlerweile auch öffentlich von Fußball reden. 2014 war das noch weniger der Fall. Damals trafen sich die beiden VUJ-Gründer Andreas Balog und Max Kindler nach einem Match zum Bier. Es ist nicht überliefert, wie das Spiel ausging, aber jedenfalls fassten die beiden den Entschluss, die Vereinigung Österreichischer Unternehmensjurist:innen (VUJ) zu gründen. Im Oktober 2015 wurde die Juristin Eva-Maria Tos eingeladen, am Aufbau der Organisation mitzumachen. 2016 fand der erste Außenauftritt statt. „Heute sind wir eine Institution“ sagt Frau Tos. Sie ist mittlerweile Vorstandsvorsitzende und der Vorstand mitten in den Vorbereitungen zum Jubiläum „10 Jahre VUJ“.

 

Von der Dienstleistung zur Management-Komponente

Eva-Maria Tos erinnert sich noch an das Image, das den Unternehmensjuristinnen und Unternehmensjuristen vor 10 Jahren anhaftete: „Viele Rechtsabteilungen wurden als Verhinderer und reine Dienstleister gesehen, welche im Unternehmen regelmäßig keine besondere Rolle spielten.“ Nicht zuletzt durch die Aktivitäten der VUJ habe sich das Selbstverständnis der Berufsgruppe gewandelt und in weiterer Folge auch ihre Positionierung, Ausrichtung und ihre Aufgaben im Unternehmen. Die Berufsgruppe hat nunmehr regelmäßig eine Schlüsselrolle im Unternehmen und entwickelte sich hin zu einem „Ermöglicher“, wobei die Tätigkeit nicht selten mit Management-Komponenten einhergeht. „Die Wertigkeit von Rechtsabteilungen hat sich in dieser Dekade deutlich verbessert“ ist der selbstbewusste Befund.

 

Selbstbewusstsein durch Austausch

Dass heutzutage der Rat der Juristinnen und Juristen im Unternehmen wesentlich stärkeres Gehör findet, lässt sich auch auf die Netzwerkaktivitäten  der VUJ zurückführen. Eva-Maria Tos: „In zahlreichen Veranstaltungen und mit der Gründung von Fachkreisen haben wir entscheidende Anstöße für ein selbstbewusstes Berufsbild gegeben.“ So soll etwa die Präsenz des Vorstands eines bekannten Vorarlberger Unternehmens bei einem VUJ-Meeting in Vorarlberg und dem dadurch unter anderem im VUJ-Netzwerk sichtbar werenden Ansehen der Unternehmensjurist:innen in diesem Unternehmen bei anderen Unternehmen zu einem Umdenken in Sachen Stellenwert der Rechtsabteilung geführt haben. Das Netzwerk VUJ trage durch seinen intensiven Austausch dazu bei, die jeweilige Einbindung der Rechtsabteilung zu optimieren und damit eine neue, oft auch bedeutendere Rolle im Umfeld des Managements zu finden.

 

Anerkennung als Rechtsberuf

Seit geraumer Zeit bemüht sich die Vereinigung Österreichischer Unternehmensjurist:innen um die Anerkennung der Berufsgruppe als Rechtsberuf. Ziel ist etwa, die Anliegen der Mitglieder aufzugreifen, so z.B. auf die Anrechenbarkeit von Versicherungszeiten zwischen dem Rechtsanwaltspensionssystem und dem gesetzlichen Pensionssystem hinzuwirken. Die Frage der Anerkennung des Rechtsberufs Unternehmensjurist:in wird aktuell im Justizministerium geprüft. Eine Antwort des Justizministeriums steht aus. Gute Anerkennung hat sich der Berufsstand in den 10 Jahren seit Gründung der VUJ erworben, was die Marktchancen betrifft. „Juristinnen und Juristen, die bereit sind, über das rein Juristische hinauszudenken und sich mit den jeweiligen Spezialthemen der Unternehmen bzw. Branchen zu befassen, sind österreichweit zunehmend gefragt“ weiß die Vorstandsvorsitzende

 

Bregenz, New York, Wien

Eigentlich wollte ich zurück nach New York“ gesteht Eva-Maria Tos. In der Tat schaut die geborene Bregenzerin auf ein vielfältig spannendes Berufsleben zurück: Rechtsstudium in Wien, Tätigkeiten in der Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer in Toronto, bei der UNO in New York, Assistentin bei mittlerweile VfGH-Präsident Univ. Prof. DDr. Grabenwarter an der WU in Wien … Und dann: Unternehmensjuristin beim Samariterbund. Dort arbeitet sie als stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung, mittlerweile bereits 10 Jahre. „Wir sind ein tolles Team und ich tue etwas, das einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich bringt. Eine sinnstiftende Arbeit hat für mich eine hohe Bedeutung!“ Das zweite Drittel ihrer großen Energie fließt ins Engagement bei der Vereinigung Österreichischen Unternehmensjurist:innen. Das dritte Drittel gehört ihrem sechsjährigen Sohn