Der Boxer singt ein Lied


DR. TOBIAS MITTERAUER Preisgekrönter Springreiter und Boxer, einfühlsamer Musiker, erfolgreicher Rechtsanwalt:

 

VIELFALT. Wenn er auf der Bühne steht und von der Sehnsucht nach einer Frau singt kann man sich nur schwer vorstellen, dass dieser Mann ein ganz guter Boxer ist und als Rechtsanwalt Insolvenzen abwickelt: Dr. Tobias Mitterauer, Salzburg. Bekannt auch als „Toby M.“

 

Sehr groß ist er, schlank und schnell in der Bewegung. Freundliche dunkle Augen über einer breiten Nase. Vollglatze wie Kojak. Doch viel herzlicher, nicht so diabolisch. Dr. Tobias Mitterauer redet leise, konzen­triert und undramatisch. Wo fangen wir an? Chronologisch. Um die Zwanzig, da studiert er in Salzburg und hat ein eigenes Pferd. In Holland nimmt er teil an ei­nem internationalen Studentenwettbewerb. Auf einem Pferd, das er gar nicht kennt. Tobias gewinnt. Der Geschmack des Siegens, zum ersten Mal. Irgendwann gibt es das eigene Familienpferd dann nicht mehr. Ohne Sport mag sich’s der Jus-Student nicht vorstellen. Dies, obwohl er raucht. Im Fernsehen sieht er ein Interview mit dem Boxer Graciano Rocchigiani. Der legendäre Haudrauf erzählt – und raucht ne­benher zwei rote Marlboro. Tobias geht in einen Boxclub.

 

Zwei Meistertitel

Heute, gute 20 Jahre danach, sagt er, dass es vor dem Kampf immer Anspannung und Angst gege­ben habe. „Es ist nicht natürlich, zu wissen: mor­gen um 10.00 Uhr gibt es Schmerzen.“ Er lernt, mit den Schmerzen zu leben. Er raucht, unentdeckt („Mein Trainer weiß noch heute nicht, dass ich geraucht habe und noch rauche“, er lacht). Er trainiert hart, und er siegt wieder. In der Klasse bis 81 kg wird er in Tirol, in der Klasse bis 91 kg eine Weile später in Salzburg Landesmeister: 

„Wenn man gewonnen hat fühlt man sich in der ersten Nacht wie der König der Stadt“. Auch durchs Studium boxt er sich mit Erfolg. Am Ende schreibt er eine Dissertation über den Maß­nahmenvollzug. Dass man als „geistig abnormer Rechtsbrecher“ unter Umständen lebenslang weg­gesperrt bleibt findet er skandalös.

 

19 CD’s

Seine vierte Karriere beginnt er bereits mit 18. „Himmelwärts“ heißt das Lied, das Toby M. einer feschen Pferdepflegerin aus Norwegen widmet. Er komponiert, ohne ein Instrument zu spielen. Heu­ te spielt er Klavier und Gitarre, „leidlich“. Seit Mit­te der Neunzigerjahre tritt er mit Band auf. Bereits 19 CD’s sind eingespielt. 

In welchem Stil? „Zwischen Austro-­Pop und Schlager“. Zu welchem Thema? „Liebeslieder. Da gibt es drei Sorten: ‚Ich will Dich!‘, ‚Ich hab Dich verloren…‘ und ‚Ich hab Dich‘.“ Toby M. ( Websi­ te: „Große Gefühle aus Salzburg“) wirbt um die Frauen. Wo hört man ihn? „Meine Musik läuft breitflächig in deutschsprachigen Regionalra­dios“.

 

Vertrag kommt von Vertragen

Und der Beruf? Rechtsanwalt Dr. Tobias Mitterau­ er hat reichlich zu tun. Arbeitsschwerpunkte sind Insolvenzen und Vertragsrecht. „Vertrag kommt von Vertragen“. Gerichtstermine macht er nur, wenn’s sein muss. Das sind dann Verfahrenshilfen. Als Boxer hat er schon genug gekämpft.